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1. Alte Geschichte - S. 112

1879 - Dillenburg : Seel
— 112 — schrecken, eröffneten sie die Schlacht mit gewaltigem Lärm; Kriegsgefangene wurden den Göttern geopfert. — Diese Völkerschaften kamen und forderten an der Grenze des Römerreiches neue Wohn-plätze. Als Antwort darauf sandten die Römer ein Heer, welches jedoch von den Cimbern bei Noreja geschlagen und Zurückgetrieben würde. Die Cimbern zogen dann, mit den Teutonen und schweizerischen Völkerschaften, welche sich ihnen angeschlossen hatten, nach Westen, Raub, Morb und Braub nach Gallien tragenb. Die Bestechlichkeit und Käuflichkeit der römischen Heerführer ermöglichte es, daß die Cimbern und Teutonen vier römische Heere nach einanber schlugen und vernichteten. Da entstaub Schrecken und Verwirrung in Rom, ähnlich wie bamals, als Hannibal vor Roms Thoren staub. Kein abtiger Felbherr wagte es noch, den Kampf gegen die gefürchteten Germanen aufzunehmen. Daburch sah sich der Senat genöthigt, dem eben aus dem jugurthinifchen Kriege siegreich zurückkehrenbeu Marius den Oberbefehl zu übertragen und ihm, wenn auch sehr ungern, das Konsulat währenb der Dauer des Krieges viermal zu erneuern. Währenb die Cimbern und Teutonen in Süb-Gallien hausten, schuf Marius ein neues Heer, gewöhnte es an Strapazen und Entbehrungen und übte es besonbers auch in der Ssertheibigung von festen Plätzen. An der Rhone bezog er ein festes Lager. Die Cimbern und Teutonen waren über die Pyrenäen gezogen; von den spanischen Völkerschaften zurückgewiesen, wanbten sie sich durch Gallien gegen Norben, würden aber von den Beigen aufgehalten, geschlagen und wieber nach ©üben gebrängt. Nun faßten sie den Entschluß, in Italien einzubrechen; die Cimbern zogen nach Osten, um über die Ostalpen einzubringen, die Teutonen und Ambronen wollten ihren Weg über bte Westpässe der Alpen nehmen. Da verlegte ihnen Marius den Weg. Drei Tage bauerte der Sturm auf fein Lager: er war vergeblich. Da zogen sie an seinem Lager vorbei, ihn verspottenb und die römischen Soldaten fmgettb, „ob sie nicht Aufträge hätten für ihre Frauen bah eint." Sechs Tage ließ Marius vorübergehen; dann zog er in geschlossener Orbnung 102 hinter ihnen her. Bei Aquä Sextia (jetzt Aix in der Pro-D. Chr. j3ence) trafen die Heere aufeinanber. Die Teutonen würden völlig geschlagen und vernichtet; wer nicht getöbtet würde, morbete sich selbst mit den Frauen und Kinbern in der Wagenburg. Unterb essen waren die Cimbern und Helvetier durch Tyrol und das Thal der Etsch in Italien eingebrungen, hatten den Consul Catalus aus seiner festen Stellung vertrieben und ließen es sich

2. Alte Geschichte - S. 127

1879 - Dillenburg : Seel
Ii. Geschichte der Welt nach Christus. Die Deutschen. 1. Land und Volk der alten Deutschen. a. Ursprung des deutschen Volkes. Den Ursprung des deutschen Volkes haben wir in der Wiege aller Völkerschaften, in Asien, zu suchen. In grauer Vorzeit wanderte aus den Gebirgen Hochasiens ein Stamm des großen Volkes der Arier ans, um im Westen neue Wohnplätze zu suchen. Auf der großen Wanderstraße der aus Asien ausziehenden Völker: durch die Gegend nördlich vom schwarzen Meere, gelangten sie nach Europa. Die ersten der einwandernden Stämme besetzten die heutige Türkei, Griechenland und Italien. Dies waren die Griechen und Italiener; andere zogen noch weiter nach Westen und besetzten das heutige Deutschland; es waren die Kelten. Später erst zweigte sich ein anderer Stamm der Arier ab, um ebenfalls nach Westen zu ziehen; sie ließen sich in den von den Kelten zum Theil besetzten Länderstrichen nieder, unterjochten die Kelten oder vertrieben sie nach Süden in die Alpenländer und nach Westen über den Rhein. Dies waren die Germanen, von denen wiederum ein Theil nach Norden zog und die scaudiuavische Halbinsel bevölkerte. Daß alle die genannten Völkerschaften mit den Indern (den Nachkommen der Arier) in enger Verwandtschaft stehen, beweisen die Vergleichung der Sprachen, die Erforschung der Sagen und die Mythologie dieser Völker. — Die alten Deutschen selbst leiteten ihre Abstammung von ihrem Gotte Tin oder Tnisco ab, aus dessen Namen auch der Name „Deutsch" entstanden sein soll. b. Das Land der Germanen. Die ersten Nachrichten über die Germanen und ihr Land verdanken wir dem römischen Geschichtsschreiber Tacrtns (ums Jahr 100 n. Chr.). Das ursprüngliche Germanien grenzte im Norden an die Nord- und Ostsee, im Osten an die Weichsel und an die Karpathen, im Süden an die

3. Alte Geschichte - S. 136

1879 - Dillenburg : Seel
— 136 — Stiefsohne Drusus übertragen. Dieser suchte die Gallier durch Freundlichkeit und Leutseligkeit für sich zu gewinnen, und nachdem ihm dies gelungen war, unternahm er in den Jahren 12—9 v.chr. 12-9 vier Feldzüge gegen die Germanen, um auch sie unter die Bot-v. Chr. Mäßigkeit der Römer zu bringen. Im ersten Feldzuge verheerte er das rechte Rheiuuser von der Mündung der Lahn bis an die Nordsee, also die Gebiete der Sigamberu, Tenchtherer 'und Usipier. Als sich mit diesen Stämmen die Brnkterer und Chanken verbanden, Zog er ab, baute zwischen dem Rhein und der Mel den sog. Drususkaual, suhr durch denselben in die Nordsee und kam nun von der Küste her gegen die Brnkterer gezogen, besiegte sie, mußte aber wegen des herannahenden Winters in die Standquartiere am Rhein zurückkehren. Im zweiten Feldzuge ging er bei Xanten über den Rhein, besiegte die Usipier und drang nach Osten bis an die Weser vor, deren Überschreitung ihm jedoch die Tapferkeit der Cherusker unmöglich machte. Da sich auch die in seinem Rücken bis zum Rheine hin wohnenden Stämme empört hatten, so trat er zwecks Bewältigung des Aufstandes den Rückzug an, gerieth aber aus demselben durch einen von den aufständischen Stämmen ins Werk gesetzten Ueberfall in große Gefahr, aus welcher ihn die Deutschen selbst durch ihre allzugroße Beutegier, sowie die Tapferkeit seines Heeres erretteten. Darauf legte er aus dem rechten Rheinufer die Burg Alifo au, den ersten militärisch festen Punkt der.römer in Großgermanien, wofür ihm der Kaiser einen Triumph zuerkannte. Im dritten Feldzuge unterwarf Drusus die Sigamberu und die Chatten; um die unterworfenen Länder zu behaupten, ließ er vom Rhein aus einen Befestiguugswall über Neuwied, Homburg und Bntzbach bis an die Ohm führen; den Rhein sicherte er durch fünfzig Castelle, von denen Mainz das wichtigste war. Auch den Taunus befestigte er auf diese Weise. Bekannt sind das Römercastell auf der Saalburg bei Usingen, das Mainz gegenüber liegende, noch jetzt so genannte „Castel" und die Castelle von Rüdesheim und Bonn. Im vierten Feldzuge kämpfte Drusus wiederholt gegen die Chatten, zog dann nördlich durch das Gebiet der Cherusker bis an die Elbe. Dort foll ihn ein riesengroßes Weib ausgehalten und ihm zugerufen haben: „Wohin, du Unersättlicher? Nicht alles zu sehen ist dir vom Schicksal vergönnt! Kehre um, denn schon bist du am Ziel deiner Thaten und Tage!" Drusus er-

4. Alte Geschichte - S. 137

1879 - Dillenburg : Seel
— 137 — richtete ein Siegeszeichen an der Elbe und trat dann den Rückzug an, auf welchem er mit seinem Rosse stürzte und an dem davon getragenen Scheukelbruche dreißig Tage nachher starb. Sein Leichnam wurde nach Rom gebracht; in Mainz errichteten ihm seine Legionen ein Ehrendenkmal. b. Die Kämpfe unter Tiberius. Nach des Drnsns Tode setzte Augustus den Tiberins zum Oberbesehlshaber in Germanien ein. Tiberius war wohl ein tapferer Feldherr; aber sein finstrer, verschlossener Charakter war nicht dazu angethan, ihm die Zuneigung der Germanen zu erwerben. Er setzte seines Bruders Werk fort, erreichte aber weniger durch Waffengewalt, als durch Ueberredung, List und Bestechung; er wußte Uneinigkeit unter die deutschen Fürsten zu bringen und benutzte diese dazu, einen Stamm um und durch den andern zu unterwerfen, so daß er bald das ganze Land zwischen Rhein und Elbe als römisches Gebiet bezeichnen konnte. Sein Vater rief ihn ab und setzte an seine Stelle den Feldherrn Domitian Ahenobarbus, der sogar bis über die Elbe vordrang. Bald aber kehrte Tiberius zurück, unterwarf die Völker zwischen Weser und Elbe vollends und richtete eine Statthalterschaft ein, welche alles Land zwischen Rhein und Elbe umfaßte. Am Oberrhein wohnte ein Volksstamm, der zu dem großen Volke der Sueven gehörte, die Markomannen. Diese sahen sich der römischen Macht gegenüber bloß gestellt, und um von den Römern nicht unterworfen zu werden, führte sie ihr Fürst Mar-bod aus, vertrieb die zu den Kelten gehörigen Bojer aus dem heutigen Böhmen, ließ sich daselbst nieder, besiegte einige benachbarte Völkerschaften und richtete ein Reich ein, das den Römern gefährlich zu werden drohte. Marbod war in seiner Jugend in Rom gewesen, hatte dort römisches Wesen, römische Sitte und Kriegsführung kennen gelernt und benutzte die damals gesammelten Erfahrungen bei der Errichtung seines Reiches: er baute sich eine feste Burg, umgab sich mit einer Leibwache und gab hauptsächlich dem Heere eine römische Einrichtung. Als er das Heer auf 70000 Mann gebracht hatte, wurde er selbstständiger und trotziger, weshalb Augustus beschloß, ihn mit den Waffen zu züchtigen. Ums Jahr 6 n. Chr. zog Tiberius von Norden gegen ihn heran, mußte aber, weil sich plötzlich einige Völker südlich der Donau empörten, mit ihm Frieden schließen, so daß Marbod als selbstständiger Fürst sich behaupten konnte.

5. Alte Geschichte - S. 145

1879 - Dillenburg : Seel
— 145 — Bischof der Gothen ernannt worden; von heidnischen Landsleuten verfolgt, flüchtete er auf das rechte Donau-User, wo ihn Kaiser Eonstantlus aufnahm. ^ahre 360 unterzeichnete er in Konstantinopel das ananische Bekenntnis ; ihm folgte ein großer Theil der Gothen. Er starb im ^zahre 388 n. Chr. während einer Kirchenversammlung. c Einfall der Hunnen. Plötzlich erschienen im Jahre 375 n. Chr. im östlichen Europa die Hunnen, welche wahr-scheinlich von andern Völkern aus ihren asiatischen Wohnsitzen ver- " trieben worden waren. Damit begann die große, fält hundert Jahre dauernde Völkerwanderung, durch welche alle Völker in Ost-, Süd- und Mitteleuropa verschoben, Staate zertrümmert, neue ausgerichtet wurden, so daß nach der Völkerwanderung das Staatenbild Europa's eiu ganz anderes war als vorher. Wahrscheinlich kamen die Hunnen aus den nordwestlichen Gebirgen Hochasiens. Ihre Zahl war so groß, daß sie mit Leichtigkeit alles vor sich niederwarfen. Sie halten unterteilen Körperbau, einen diesen Kops, breite Schultern, ein häßliches, braungelbes Gesicht mit blitzenden, tiefliegenden Augen; die Backenknochen waren weit vorstehend; in den Wangen hatten sie große Narben, welche von Schnitten herrührten, welche in früher fugend gemacht wurden, um den Bartwuchs zu verhindern. 2>hre Kleidung beitauo in Kitteln von Leinen oder Mäusefellen, in Hosen aus Bocksfellen und in einer zottigen Mütze; sie trugen ihre Kleidung Tag und Nacht und ]o lange, bis sie thuen iu Fetzeu vom Leibe siel. Beständig waren sie zu Pferde; auf dem Pferde aßen, tranken und schliefen sie. An einen festen Wohnplatz waren sie nicht gewöhnt; Ackerbau kannten sie nicht. Von Jugend auf waren sie an Ertragung aller körperlichen Beschwerden gewöhnt; sie lebten von Wurzeln und rohem Fleische. Von Religion hatten sie keine Ahnung; Treue gegen andere Menschen, Begriffe von Recht und Unrecht hätte man vergebens bei ihnen gesucht; dagegen waren sie äußerst jähzornig und raubsuchtig. In die Schlacht zogen sie mit furchtbarem Geheul; ihrem Feind warfen sie Schlingen um den Hals, um ihn zum Kampfe unfähig zu machen. So rasch wie der Angriff, geschah auch der Rückzug; die Angriffe wurden oft und ichnell wiederholt. Ihr ganzes Wesen war so schrecklich, daß ein römischer Schriftsteller sie „zweibeinige Bestien" nennt; Die Hunnen trafen zuerst auf die am Don wohnenden Alanen, die aber nicht widerstehen konnten und sich deshalb mit den Hunnen verbanden. Die vereinigten Völker zogen nach Weiten und warfen sich auf die Ostgothen, deren 110 ^ahre alter König Hermannrich, welcher gerade an einer Wnnde krank darniederlag, sich aus Schreck und Verzweiflung durch Abreißen des Verbandes den Tod gab, weil er die Schmach der Unterwerfung nicht erleben wollte. Nachdem sein Nachfolger nach tapferem Widerstände gefallen war, drängten die Ostgothen ebenfalls nach Westen auf die Westgothen. Diese hatten sich am Prnth und der untern Donau ausgestellt, aber vergeblich war ihr Widerstand. Hopf, Lehrbuch. 10

6. Alte Geschichte - S. 149

1879 - Dillenburg : Seel
— 149 — rief er die Vandalen aus Spanien herüber. Froh darüber 429 kamen diese unter Geiserich sofort, durchzogen ganz Nord-Afrikan<(^r-plündernd und verheerend, so daß Bonifazins seinen Schritt bereute. Mit Hülfe des Hl Augustiu's (Bischof von Hippo) söhnte er sich mit dem Hofe aus und versuchte nun, die Vandalen wieder aus Afrika zu vertreiben. Aber es gelang ihm nicht; nach mehreren Niederlagen sah er sich genöthigt, nach Italien zu fliehen. Die Vandalen eroberten nach und nach ganz Nordafrika und gründeten 4 39 das Vandalenreich. Afrika war für Rom ver-439 loren. ,L^r- Seit dem Anfange des fünften Jahrhunderts war Britannien von Truppen entblößt; in Folge dessen hatten die dort wohnenden Briten viel von den räuberischen Pikten und Skoten zu leiden. Zum Schutze gegen diese riefen sie die an der deutschen Nordseeküste wohnenden Angeln und Sachsen herbei, welche unter ihren Führern Heng ist und Horsa herüber kamen, die Briten gegen die Pikten und Skoten unterstützten, sich aber auch nach und nach zu Herren des ganzen Landes machten und im Jahre 449 die sieben angelsächsischen Reiche gründeten. Aus der 449 Verschmelzung der Eingewanderten mit den Eingeborenen ist das n-G^r-heutige englische Volk entstanden. f. Neuer Einfall der Hunnen. Um die Mitte des fünften Jahrhunderts brachen die Hunnen, welche sich bisher im südlichen Rußland aufgehalten hatten, wieder auf, um nach Westen zu ziehen. An ihrer Spitze stand Attila (Etzel), der sich selbstgod egiesel, d. i. Gottesgeißel nannte. Er war der mächtigste Fürst feiner Zeit; nicht nur seine Hunnen, auch viele deutsche Stämme gehorchten ihm. In seinem Lager zwischen der Theiß und der Donau beugten sich ihm die Gesandten der meisten Völker, sogar des römischen Reiches. Mit einem ungeheuren Heere zog er 451 an der Donau aufwärts und bei der Neckarmündung über den Rhein. Attila selbst war klein von Gestalt, mit dickern Kopf und kleinen, aber stolz blickenden Augen. Wie sein Körper eisenfest war, so fest und unbeugsam war auch sein Wille. Sein Hoflager war ein von Pfählen umgebenes Dorf, in dessen Mitte sich ein von Holz erbautes, mit vielen Gallerien umgebenes Haus befand. Der König selbst lebte sehr einfach, während seine Feldherrn und Diener ein Hofleben in Prunk und Pracht führten. Jene speisten von silbernen Gefäßen und schlürften aus Goldpokalen den Wein; er aß und trank aus hölzernen Schalen; „feine Nahrung und Kleidung war die eines mongolischen Hirten." Gefürchtet war er bei Freund und Feind.

7. Alte Geschichte - S. 135

1879 - Dillenburg : Seel
— 135 — bei der Volksversammlung zu erscheinen und ihre Stimme abzugeben. Diese Versammlungen wurden zu bestimmten Zeiten, entweder bei Vollmond oder bei Neumond abgehalten und zwar an einem geweihten Orte, welcher Malstatt oder Thing hieß; Ordnung und Ruhe hielt der Oberpriester aufrecht. Von der Volksversammlung gingen alle Gesetze aus. Diese beruhten auf Herkommen und pflanzten sich mündlich in Sprüchen oder in der oben erwähnten Runenschrift fort. Auch Anklagen wurden in der Volksversammlung vorgebracht, Streitigkeiten entschieden und Strafen für begangene Vergehen festgesetzt. Die Strafe war meist ein Schadenersatz, welcher Währgeld hieß; die Höhe derselben richtete sich nach der Art der Beleidigung und nach dem Stande und dem Geschlechte des Beleidigten und des Beleidigers. So mußte für die Beleidigung einer Frau mehr Währgeld entrichtet werden, als für die Beleidigung eines Mannes; ein Edeling erhielt ein höheres Währgeld, als ein gewöhnlicher Freier. Konnte das bestimmte Währgeld nicht entrichtet werden oder wurde es zurückgewiesen, so trat die Selbsthülse ein, welche sich oft bis zur Blutrache steigerte. Fehlten für eine Behauptung die Beweise, so galt der Eid; zum öfteren entschied auch das Gott es urtheil, welches in der Feuerprobe oder der Wasserprobe bestand; auch gerichtlicher Zweikampf kam vor. Leibes- und Freiheitsstrafen wurden nicht verhängt; Todesstrafe traf nur Feige, Verräther und Ehebrecher und konnte nur von den Priestern ausgesprochen werden. 2. Kämpfe der Deutschen mit den Römern. a. Die Züge des Drnsus. Seitdem die Cimbern und Teutonen von den Römern vernichtet worden waren (s. S. 112 u. 113), waren die Römer darauf bedacht, ihre Eroberungen auch über Germanien auszudehnen. Cäsar war es gelungen, im Jahre 50 v. Chr. das ganze linke Rheinufer zum römischen Reiche zu bringen, und im Jahre 15. v. Chr. wurde auch das ganze rechte Donau-Ufer .zur römischen Provinz gemacht. Damit hatten die Römer eine sichere Basis für ihre kriegerischen Unternehmungen in Deutschland gewonnen, um so mehr, da sie überall an ihren Grenzen und in den erworbenen Ländern feste Plätze als Stützpunkte erbauten. Der Kaiser Augustus hatte, als er nach einem längeren Aufenthalte in Gallien sich wieder nach Rom zurückbegab, den Oberbefehl und die Leitung aller gallischen Angelegenheiten seinem

8. Alte Geschichte - S. 138

1879 - Dillenburg : Seel
/ * \t« — 138 — c. Die Schlacht im Teutoburger Walde. Die Bewohner des nordwestlichen Deutschland waren in Folge der bisherigen milden Behandlung, welche sie von den Römern erfuhren, ruhig geblieben. Viele deutsche Jünglinge hatten Gefallen am römischen Kriegsdienste gefunden und ließen sich ins römische Heer einreihen, und ihr Stolz und ihre Anerkennung der Römer waren nicht gering, wenn sie mit Beute beladen, mit römischen Ehrenzeichen und Würden geschmückt und mit dem römischen Bürgerrechte beschenkt heimkehrten. Hätten die Römer fortgefahren, die Deutschen mit Schonung zu behandeln, so würden diese vielleicht nach und nach ebenso wie die Gallier ihre Stammeseigenthümlichkeiten in Sprache, Sitte und Gesetz verloren haben, ohne daß sie es gemerkt hätten. Aber der neue Statthalter Quiuctilius Värus, der Nachfolger des Tiberius, führte ein anderes Regiment ein. Er war vorher neun Jahre lang Statthalter in Syrien gewesen und hatte dort nur mit feilen, knechtisch gesinnten Seelen zu thun gehabt. Wie diese, so glaubte er auch die Deutschen behandeln zu können. Mit Härte und Grausamkeit ging er vor, nahm den Deutschen ihre eigne Gerichtsbarkeit, welche sie bisher noch behalten hatten, forderte Abgaben, welche ebenfalls den Deutschen ungewohnt waren, verhängte Leibesstrafen, ja sogar die Todesstrafe, so daß das Volk anfing, seine Schmach und Erniedrigung einzusehen und sich zur Erhebung gegen die römische Gewalt leicht verleiten zu lassen. An der Spitze der angezettelten Verschwörung stand der Sohn des Cheruskerfürsten Segimer, Namens Armin, ein Jüugling, gewandt an Geist, voll edlen Sinnes und unübertroffen an Muth und Vertrauen auf die Kraft feines Volkes. Auch er hatte in Rom römische Kriegskunst, aber auch römische List und Verschlagenheit kennen gelernt, hatte sich in mehreren römischen Kriegszügen Ruhm und das römische Bürgerrecht erworben und brannte nun vor Begierde, sein Vaterland zu befreien. Er schloß mit den Fürsten der Marsen, der Brukterer und Chatten ein Bündnis zur Befreiung vom römischen Joche und entwarf felbst den Befreiungsplan. Diesem zufolge mußten sich viele Orte römische Besatzung erbitten, um das römische Heer, das unter Värus ohnedies vernachlässigt worden war, zu zersplittern und zu schwächen; aus den Rath des Armin verlegte Värus sein Standquartier vom Rhein an die Weser. Zwar wurde der ganze Plan von dem Cheruskersürsteu Segest, dem Oheim Armin's, welchem Armin die Tochter Thusnelda entführt und geheirathet hatte und der deshalb fein bitterer Feind war, dem Varus ver-

9. Alte Geschichte - S. 139

1879 - Dillenburg : Seel
— 139 — rathen; aber Värus vertraute dem Armin mehr, da er die Mittheilung des Segest als einen Ausfluß des Hasses gegen dessen Schwiegersohn betrachtete. Da kam plötzlich die Nachricht von einem Aufstande eines entfernt wohnenden Stammes, welchen Vä-rus selbst niederzuwerfen beschloß. Der Weg führte durch undurchdringliche Wälder; der Boden war von langem Regenwetter fast völlig ausgeweicht; das römische Heer führte viel Gepäck, ja sogar eine Menge von Weibern und Kindern mit. So ging der Zug nur außerordentlich langsam vorwärts. Da begannen die Deutschen ihre Angriffe, zunächst einzeln, dann in immer größeren Scharen; die Angriffe wurden immer heftiger und anhaltender. Mit Mühe erreichte Värus, dem jetzt die Augen aufgingen, am Abend des ersten Kampftages einen freien Platz. Nachdem er, um den Zug zu erleichtern, in der Nacht einen Theil des Gepäckes hatte verbrennen lassen, wandte er sich westwärts, um das feste Alifo zu erreichen. Kaum hatten die jetzt eng geschlossenen römischen Legionen den Teutoburger Wald betreten, als die Angriffe der Deutschen von neuem begannen. Unter steten Kämpfen erreichte man des Abends wieder ein freies Feld, wo ein befestigtes Lager ausgeschlagen wurde. Aber kaum war am andern Morgen der Zug durch den Wald wieder begonnen, als der Hauptangriff der Deutschen erfolgte. Da die Bogensehnen der Römer durch den fortwährenden Regen erschlafft und unbrauchbar waren, so war an einen erfolgreichen Widerstand nicht zu denken. Die Legionen der Römer geriethen in Unordnung und wichen, die Adler wurden genommen. Da stürzte sich Värus, um diese Schmach nicht zu überleben, in sein Schwert. Fast das ganze Römerheer wurde niedergemacht oder gefangen genommen; nur wenige erreichten Alifo. Dies war die für die Freiheit der Deutschen hochbedeutende Schlacht im Teutoburger Walde (9 n. Chr.), 9 durch welche die fernere römische Herrschaft in Deutschland un-Ermöglich gemacht war. Die Teutschen genügten ihrem Hasse gegen alles römische Wesen dadurch, daß sie die Kriegsgefangenen an den Altären ihrer Götter schlachteten, den römischen Advokaten (von den Deutschen Rechtsverdreher genannt) schnitt man die Zungen aus dem Halse, und einer soll dabei gesagt haben: „Nun höre auf zu zischen, du Natter!" Viele Gefangene wurden zu Sclaveu gemacht. Den abgehauenen Kopf des Varns sandte man dem Marbod als Vorwurf dafür, daß er sich vom Freiheitskampfe fern gehalten hatte. Groß war die Freude über diesen Sieg bei den Deutschen, die nun alles, was an die römische Herrschaft erinnerte, vernichteten ; groß war aber auch der Schreck in Rom. Man glaubte

10. Alte Geschichte - S. 143

1879 - Dillenburg : Seel
— 143 — im 37. Jahre seines Lebens wahrscheinlich von Verwandten meuchlings ermordet. Nach ihm haben sich die deutschen Stämme noch lange bekämpft; Armin's aber ist stets als des Befreiers Deutschlands und als des Erhalters deutscher Eigenart und Sitte gedacht worden. Im Jahre 1875 hat man ihm aus der ©roten-bürg bei Detmold ein Denkmal errichtet. 3. Die Völkerwanderung. a. Die Völkerbündnisse. Zum Schutze der erworbenen Freiheit, sowie zwecks größerer Unternehmungen traten im Lause der Zeit mehrere Volksstämme zusammen und bildeten größere Bündnisse. Ans diesen traten in der Zeit von 200—300 n. Chr. 200 vier besonders hervor und zwar unter den Namen Alemannen, «aa Franken, Sachsen und Gothen. n.chr. Zn dem Bunde der Alemannen gehörten zunächst die ant Niederrhein wohnenden Usipier und Tenchtherer und kleinere Stämme am Mittelrheiu und im Odenwalde. Bald aber breiteten sie sich weiter aus, so daß das Land der Alemannen sich von Mainz rhein-auswärts bis zum Bodensee und bis nach Oberbaiern hin erstreckte. Das Stammvolk des Frankenbundes waren die Sigam-bern, welche ursprünglich an der Ruhr wohnten und sich dann weiter nach Norden bis an die Mel (Jsala, Sala, daher die Franken auch Salier hießen) ausbreiteten. Da sie den Römern gefährlich wurden, trieb sie Kaiser Constantin zurück; nicht lange nachher aber nahmen sie nicht nur die innegehabten Gebiete wieder ein, sondern sie setzten sich auch westlich vom Rhein bis zur Maas hin fest. Diese an den Usern des Rheins wohnenden Franken nannten die Römer Ripärii (daher ripuarifche Franken). Unter dem Namen Sachsen waren zu einem Völkerbündnis vereinigt die Cherusker, die Angriüarier und zum größten Theile die Chauken, später auch die Nordalbinger, d. H. die über der Elbe wohnenden Sachsen. Der hervorragendste unter diesen Stämmen war derjenige der Cherusker, der durch Macht und Landbesitz wichtigste Stamm, welcher seit den Zeiten Armins eine gewisse Führerschaft behalten hatte. Die Gothen wohnten anfänglich im Norden, an der Weichsel bis zur Ostsee. Sie wandten sich dann südwärts und schlugen ihre Wohnsitze am schwarzen Meere und an der unteren Donau auf. Durch ihre wiederholten Einfälle in das römische Gebiet wurden sie den Römern vielfach gefährlich, und mehrere römische
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